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Laufzeit: 2022-24

Schlüsselwörter: Demokratie; Bürger*innenbeteiligung; Jugend; digitale Technologien; künstliche Intelligenz; KI; narrative Foresight; Storytelling; Kunst; Wissenschaftskommunikation;

Gefördert durch: Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, AGORA, Projektnummer CRAGP1_208333

Hintergrund

 

Digitale Technologien und Demokratie stehen in einem ambivalenten Verhältnis zueinander. Die zentrale Rolle digitaler Technologien – insbesondere aufstrebende Technologien wie künstliche Intelligenz (KI) – in unserer Gesellschaft werfen ethische und regulatorische Fragen sowie solche zur Governance auf. Jüngste Skandale, bei denen grosse Datenmengen für die politische Kommunikation und zum Manipulieren von Meinungen gesammelt und verarbeitet wurden, unterstreichen das widersprüchliche Verhältnis zwischen digitalen Technologien und Demokratie. Einerseits können digitale Technologien innovative Formen politischer Partizipation fördern und sozialen Bewegungen durch soziale Medien, Onlinebefragungen von Bürger*innen sowie anderer Civic Technology eine Stimme geben. Andererseits gefährden Überwachung auf der Grundlage personenbezogener Daten und Desinformationskampagnen während Wahlen das Vertrauen der Bürger*innen in Institutionen, Medien und demokratische Prozesse.

KI spielt eine zentrale Rolle auf den drei Ebenen politischer Partizipation: Information, Konsultation und Entscheidung. KI-Technologien stehen im Herzen des Informationsökosystems, da diese auswählen, welche Informationen Nutzer*innen online sehen. Diese Technologien finden sich auch in Überwachungspraktiken, in der politischen Kommunikation sowie in digitalen Bürger*innenbefragungen wieder. Für einen grossen Teil der Bürger*innen bleibt jedoch die Rolle unsichtbar, die KI-Technologien in der Beziehung zwischen Behörden und Bürger*innen spielen. In diesem Kontext ist es dringend erforderlich, dass sich die Bürger*innen sich positionieren und die Rahmenbedingungen für den Einsatz von KI-Technologien festlegen. Um dies zu erreichen, ist erstens das Bewusstsein zu schärfen, wie KI derzeit in der Demokratie eingesetzt wird. Zweitens ist das Thema in den Mittelpunkt der öffentlichen Debatte zu rücken. Genau dies will dieses Projekt erreichen. 
 

Ziele

 

Die Partizipation der Bürger*innen zu stärken ist im digitalen Zeitalter von entscheidender Bedeutung, um die Widerstandsfähigkeit des demokratischen Modells zu steigern. Dazu sind digitale Kompetenzen und politische Handlungsfähigkeit besonders wichtig. Dieses Projekt zielt erstens darauf ab, insbesondere das Bewusstsein von Jugendlichen dafür zu schärfen, wie KI in demokratischen Prozessen sowie in der Interaktion zwischen Staat und Bürger*innen eingesetzt wird. Zweitens soll das Projekt die Beteiligung von Jugendlichen fördern, indem sie in Überlegungen über die Zukunft der Demokratie einbezogen werden. Durch innovative Beteiligungsformen, die auf narrativer Foresight und Kunst basieren, hofft dieses Projekt eine Debatte anzuregen und die Zukunft der Schweizer Demokratie in die Hände der Jugendlichen zu legen. Das Projekt stellt – vielleicht etwas provokativ – den weit verbreiteten Einsatz von KI-Technologien in der Demokratie infrage.

Methodik

 

Das Projekt zeichnet sich durch seinen innovativen und kreativen Ansatz aus, der auf narrativer Foresight und Kunst beruht. Vom Ansatz der partizipativen Jugendaktionsforschung (Youth Participatory Action Research, YPAR) inspiriert, versteht das Projekt während der gesamten Dauer die verschiedenen Interessensgruppen als Mitforschende. Storytelling und Foresight gehören zu einer Vielzahl kreativer und innovativer Formen von Bürger*innenbeteiligung. Darüber hinaus nutzt das Projekt KI-Tools, um die Beziehung zwischen Mensch und Maschine kritisch zu untersuchen und die Zukunft der Demokratie neu zu denken.

Auf der Grundlage dieses partizipativen Ansatzes organisieren wir mehr als dreissig Workshops in der gesamten Schweiz, in denen junge Menschen Erzählungen über die Zukunft entwerfen werden. Durch ihre Kreativität, mit erzählerische Weitsicht und mit KI erkunden sie die zukünftige Rolle der Bürger*innen in einer von KI-Technologien durchsetzten Welt. Der Ansatz dieses Projekts zielt auch darauf, das Interesse an und das Vertrauen in die demokratischen Prozesse in der Schweiz zu stärken und den jungen Menschen die Bedeutung und den Wert ihrer Partizipation für die Gestaltung des zukünftigen Zusammenlebens aufzuzeigen.

In Zusammenarbeit mit Kunstschulen in drei Kantonen werden sich junge Künstler*innen von den Geschichten inspirieren lassen, um sie künstlerisch zu illustrieren und ihre Kreationen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die drei Sprachregionen der Schweiz sowie die verschiedenen Arten von Sekundar- und Tertiärbildung sind in diesem Projekt vertreten.

 

BEVORSTEHENDE VERANSTALTUNGEN

 

Die Endphase des Projekts wird Veranstaltungen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit umfassen, darunter fiktive Gerichtsverhandlungen über künstliche Intelligenz in Genf, Zürich und Lugano, sowie eine Wanderausstellung.

GENF

1. „Prozess“ der KI in der Demokratie, 11. Oktober, 18.00-20.00 Uhr, Auditorium Ivan Pictet, Maison de la Paix.

Dieser fiktive Prozess wird es ermöglichen, auf spielerische Weise nach dem Vorbild eines echten Strafprozesses zu debattieren. Moderiert von den jungen Talenten des Club de Débat Genevois, in Zusammenarbeit mit renommierten Magistrat*innen und Expert*innen, wird dieser Prozess einen einzigartigen Einblick in die Kontroversen rund um die KI bieten. Weitere Informationen und Anmeldung.

2.     Interaktive Ausstellung „Cultiver la Démocratie avec l'AI“, 5.-13. Oktober, 12.00-19.00 Uhr, Salle „Loge“, Hôtel de Ville de Genève.

Diese immersive Erfahrung erforscht die Sicht der Schweizer Jugend auf die Demokratie im Zeitalter der KI. Von der kollektiven Vorstellungswelt der Schweizer Schulkinder bis hin zu KIs, die von Studierenden der HEAD entworfen wurden, um Öko-Dörfer der Zukunft zu regieren, bietet diese Ausstellung eine Reise durch die möglichen Zukünfte unserer Gesellschaft.  Weitere Informationen

Poster of the project

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